05:24 | Roswitha Ranz

Eine selsame Reise. Ein seltsames Hiersein. Anders als erwartet. Zuerst rieche ich das Holz. Die Schwalben mag ich, wie die artistisch durch die Blautöne turnen. Krähen höre ich auch. Und ein Brummen. Das Brummen von Graz. Ein bischen wind kommt auf. Kleine, rosa Bausche-Wölkchen. Gutes Wetter. Die Sonne ist schnller da als erwartet.

Ich brauche lange, bis ich ruhig werde. Ich spüre meine Müdigkeit, bin hungrig, durstig, spüre meine Rückenverspannung. Besonders glücklich fühle ich mich gerade nicht. Mich wundert, wie sehr diese Grundbedürfnisse (Schlaf, HUnger, Durst) in den Hintergrund rücken. Die Zeit ist lang. Ich untersuceh die Dächer, Giebel, Straßen, Plätze, deren Formen und Farben, deren Schmuck. Kaum was los in der Stadt, scheint`s. Graz ist schön. schöne Farben. Ich lebe schon lange hier. Auch den Uhrturm mag ich, unseren „kleinen“ Freund. Wann ist endlich die Stunde vorbei? Ich bewege mich, versuche den Rücken zu dehnen. Ich schaue und schaue. Nach 35 Minuten – der Uhrturm verrät‘s mir – werde ich ruhiger. Ich schaue weiter. Kaum mehr Schwalben.
Ich rieche das Holz. Seltsam Hiersein. Ich denke an meine Pläne für heute. Zu viele Pläne? Zu viele Erwartungen?

Ich bin ruhig. Jetzt könnte es ruhig noch etwas länger dauern. Ich habe mich an die neue Situation gewöhnt. Hier sein. Sein. Nix tun. Nix denken. Nix erwarten. Ist nicht so einfach. Ich dache, ich könnte das „besser“. Ich lerne mich neu sehen. Bin überrascht. Bin überrascht über meine Gedanken.

Es war wohl weniger eine Wache über die Stadt (meine Stadt?) als eine Wache über mich selbst.
Jetzt mag ich die Stille. In diesem Raum.
Und in mir.