06:19 | Miriam Seebacher

In der Ferne leises Meeresrauschen, es hört sich fast an wie Motorengeräusche. Mein Blick geht gen Plabutsch, er ist meine Klippe. Links von mir der Mond, weiß und hell und groß, hinter mir die Sonne. Ich kann sie nur erahnen, weil die roten Dächer immer roter werden und mein Freund, der Mond, sich langsam verabschiedet.
Wo sind die Grazer Möwen auf dem Dach gegenüber, sie sind doch sonst so früh schon wach? Ein paar Krähen und Tauben melden sich, als wollten sie sagen „Wir sind doch hier!“ ( und vielleicht auch: „Bleibt in euren Häusern, auf euren Balkonen, bleibt wo ihr seid“)
(…)
Es ist 07:19, meine Begleiterin holt mich langsam aus meiner Wache. Das Rauschen ist stärker geworden, die Dächer roter, die erste Möwe meldet sich und mein Freund, der Mond, sagt leise „Ciao bella“ zur Sonne.