15:19 | Gerhard Schrempf

Eine Stunde allein mit sich und der Stadt. Man sieht die Häuser, manche ragen hoch über die anderen hinaus. Man sieht die vielen Kirchen mit ihren Türmen. Und man hört die Stadt. Ein leises gleichmäßiges Rauschen, wie von einem fernen Wasserfall ist das Kontinuum. Darüber legen sich einzelne Geräusche wie Instrumente eines Orchesters. Die  Folgetonhörner von Einsatzfahrzeugen, dann wieder von der Feuerwehr, sind deutlich zu hören.

Manchmal hört man Stimmen von Menschen, dann wieder das Krähen der Rabenvögel und das Bellen von Hunden. Es wird auch gearbeitet in der Stadt. Das regelmäßige Schlagen von Metallgegenständen klingt herauf. Alle Viertelstunde beginnen die Turmuhren leicht versetzt zu schlagen. Zur vollen Stunde dringt dann noch das Glockenspiel bei den Minoriten und etwas später das vom Glockenspielplatz in den Shelter. Beendet wird die Stadtsymphonie durch die gemächlichen Schritte meiner Begleiterin und ihr Klopfen an der Tür. Dann bin ich wieder draußen, hoch über der Stadt, wo langsam die Lichter zu leuchten beginnen.