19:50 | Nora Winkler

Ich habe eine Stunde lang meine Stadt angeschaut. Meine Stadt, in der ich jetzt elf Jahre lebe. Manchmal schaut sie zurück, manchmal treibt sie vor sich hin. Die Vögel steuern meinen Blick, zeigeen mir, wo ich hinsehen soll. Ich verfange mich kurz, fange an, die Fenster zu zählen. Beim 89. Fenster sagen die Vögel STOP und leiten mich in die Ferne. Wie weit geht Graz? Ich suche mit den Augen die Grenze ab. Plötzlich seh ich mich selbsst in der Spiegelung, ohne Kopf. Ich bin ein gesichtsloser Menssch aus Graz. Ich schau und schau und frage mich, ob die Häuser tot sind. Langsam gehen Lichter an. Eines da, eines dort. Wenn ich auf ein Fenster schaue und das Licht ist wegm krieg ich kurz Angst. Aber da weiter drüben, da ist noch jemand. Da ist Licht. Ich verabschiede mich. Graz bleibt auch ohne mich da. (Wahrscheinlich).