Die aufgehende Sonne (wie große die Distanz doch ist, die sie in der einen Stunde aufgestiegen ist!) taucht meine Stadt in warmes Licht – eigentlich wechselt das Licht ja ständig, alles verändert sich je nachdem wie intensiv die Sonne drauf strahlt.

Der frische Holzduft, das Gekreische der Raben. Die Kirchenglocken; leiste Musiktöne; ferne Gespräche; ein ständiges Rauschen; unzählige Dächer…

In Geborgenheit von Stille und weitem Blick schaue ich auf die Dächer unter mir. Im gleichmäßigen Licht des Morgens strahlen sie das in sich Ruhende von Vergangenem aus.

Eine Stunde kann sich ganz schön lange anfühlen – das zumindest habe ich befürchtet, als meine Wache begann. Aber auch 20 Jahre klingt ganz schön lang – so lange ist Graz jetzt schon mein Hafen.

Eine Stunde allein mit sich und der Stadt. Man sieht die Häuser, manche ragen hoch über die anderen hinaus. Man sieht die vielen Kirchen mit ihren Türmen. Und man hört die Stadt. Ein leises gleichmäßiges Rauschen, wie

Geduld für die Ungeduldige. Ich bin ja jemand, der grundsätzlich alle paar Minuten sein Handy checkt: Wie spät ist es gerade? Habe ich schon eine Antwort auf mein E-Mail bekommen? Hat jemand angerufen? Wie wird das Wetter morgen?

Je länger ich diese Situation betrachte, umso ruhiger werde ich. Meine Aufmerksamkeit richtet sich auf den Wechsel von Sonne, Wolken, Wasser und Eis. Ein Blick. Viele Perspektiven. Ich denke an Bewegung und Wandel. Und zugleich ist es nicht der umherschweifende Blick

Ich bin total beeindruckt von meinem Erfahren im Shelter. Es fehlen mir die Worte vor tiefer Ehrfurcht. Das Eingebundensein zwischen Himmel und Erde, dieses Bewusstwerden ist etwas ganz Besonderes. Ein Teil des Ganzen zu sein. Ein Sehen in der Stille auf meine Stadt Graz.