06:10 | Ingrid Gehrke

Die Stadt begrüsst mich – langsam, leise, liebevoll, sie wacht auf, denkt noch nicht viel, wartet ab. Sie ist neugierig auf mich, lässt sich auf mich ein – und wo bin ich – mittendrin? Schon angekommen? Bei ihr – bei mir? Ein Augenblick des Schweigens – zwischen uns – beide da – verunsichert, abwartend – still.
Je länger ich auf sie runterschaue, desto näher kommt sie mir – und hell, spielt mit Schatten. Mein Blick deckt sie mit einem liebevollen Lächeln zu – ich bin gern hier – sie ist gut für mich, ich bin gut für sie – im Moment. Ich hier oben – als eine ganz besondere Grazerin – mittendrin und doch allein – eine gute Einsamkeit, da aufgehoben, aufmerksam, beschützt. Gut so.

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