07:44 | Gudrun Posedu

Was für ein seltener, wunderschöner Anblick. Eine verschneite Winterlandschaft begrüßt mich am Grazer Schloßberg. Die Dächer sind vom gestrigen Schneetreiben angezuckert und ich darf die ersten Spuren in den Boden zeichnen. Die Luft ist glasklar, ein paar weiße Wölkchen ziehen hinter dem Uhrturm vorbei. Sie erinnern mich an unscheinbare Intermezzi, die im Leben auftauchen, um sich danach wieder in Luft aufzulösen. Meine Gedanken wandern zu meinem ungeborenen Kind, das in ein paar Wochen das Licht der Welt erblicken darf. Im gleichen Moment knippst sich die Sonne wie mit einem Lichtschalter versehen an und taucht das Zifferblatt unseres Hausberges in leuchtendes Gold. Wird mein kleiner Sohn auch so tolle Erlebnisse mit Graz verbinden? Wird er mit dieser Stadt genauso tief verwurzelt sein, ich ich es bin, obwohl er in Graz Umgebung aufwachsen wird? Ich lasse meinen Blick über den Hauptplatz gleiten und muss unwillkürlich an eine Textzeile von STS denken … „an jeder Eck’n is a Erinnerung versteckt…“ – so viele Erinnerungen, so viele großartige Menschen, so viele Erlebnisse für die ich unendlich dankbar bin! Die Stadt schläft noch! Das wird sich erst wieder mit Jänner 2021 ändern. Corona darf wie die kleinen Wölkchen vorbeiziehen und sich in Luft auflösen. Vergessen werden wir dieses Jahr wohl alle nicht. Das Schöne daran: Bald können wir darauf zurückschauen und mit einem anderen Blickwinkel wieder neue Perspektiven sehen!