15:14 | Christina Ring

..welch ein Moment – ich stehe neben der Kanonenbastei auf dem Schloßberg und betrachte einmal ganz im hier und jetzt die Stadt Graz – ( was man davon sehen kann.) Die Stadt im Nebel versunken oder auch zugedeckt, die Sicht reicht bis zum Uhrturm und Pavillon, hinter dem Nebelschleier ist die Murinsel und dahinter die Maria-Hilferkirche zu erkennen. Etwas näher zeichnet sich die bekannte Dachlandschaft vom Schloßberghotel bis zum K&Ö ab, das Rathaus denke ich mir im Hintergrund dazu. Bei genau Null Grad stehe ich und spüre erstaunlicherweise keine Kälte. Ja, ich darf hier eine Stunde wachsam über die Stadt Graz blicken und die Eindrücke festhalten. Dabei stelle ich mir die Frage – ich allein soll der Wächter sein? Nein, diese wunderbare Stadt muss von vielen überblickt und bewacht werden, wer mag wohl alles über sie die Wache halten – ich spüre es – es ist viel mehr – mag es der liebe Gott sein – mögen es viele Engeln, die hier ihren Dienst verrichten, sein – die guten Feen der Stadt, die sich hier versammelt im Nebel treffen? Nun erkenne ich, dass ich viel mehr sehe als meine Augen erfassen können. Die Stadtseele, die Firmenseelen, die Menschenseelen der Stadt die so viel zu geben und zu bieten haben, bündeln ihre Energien und verschmelzen in der Dunstglocke der Stadt, aber heute alles versteckt. Im Augenblick sind es Sorgen, Dramen, Krankheit, Tod, wieder aufstehen, der Glaube an das Gute, die Kraft und die Hoffnung, dass die Sonne siegt und wieder Gesundheit, Freude, Liebe und Lebenslust in der Luft spürbar sind……. Die Nebelschwaden machen die Sicht auf das Geschäft frei, in dem ich die letzten 14 Jahre die GF innehatte. Es erfasst mich eine tiefe Dankbarkeit meiner Firma gegenüber (Tränen rinnen die Wange herunter) und demütig sage ich dieser Stadt danke für die 40 Jahre meines Schaffens wo ich so viele hervorragende Menschen kennen lernen durfte. LEBENSBEGLEITER! Ein Kind weint, der Autolärm schallt hinauf -soll es mich stören? – bis jetzt war ich im STILLEN! Eine Krähe kra-kra-kra, ein Pärchen stellt sich neben mir hin um ein paar Fotos zu machen, eine Frau geht hinter mir vorbei, nur der Hund an der Leine kommt zu mir – nein es stört mich nicht ! Die Erkenntnis: die Stadt bewegt sich doch, wenn auch gemächlich, wie in der Trance, stiller und langsamer als sonst. Ich stehe seit gefühlter Ewigkeit hier auf einen Platz und versuche die Uhr am Uhrturm zu entziffern, aber der Nebel lässt es nicht zu, da verspüre ich plötzlich einen Zeitdruck -ich möchte noch so viele Eindrücke sammeln – Gedankenkarussell!…. Plötzlich war der nicht zu leugnende Wille und der Wunsch da, die letzten verbliebenen 5 Minuten zum Schelter zu gehen. Ja, er steht erleuchtet in seiner ganzen Pracht. Es ergreift mich eine leichte Wehmut, diesen Raum der so viel Licht und Wärme ausstrahlt, nicht betreten zu dürfen. Unter dem Motto: „Schau auf dich, schau auf mich!“ versuche ich die Antwort zu hören, auf wen ich hier aufpassen sollte???? Wenn der Schelter gemeint ist, dann bitte sehr gerne. Mit Sicherheit geht die Sonne am Horizont unter, nein ich bin nicht traurig, sondern glücklich, mich auch vor einer Nebelwand sicher, geliebt und geborgen zu fühlen – das ist GRAZ! Ich verneige mich vor dieser und meiner großartigen Stadt – meiner Lebensstadt! Erst jetzt wird es mir so richtig kalt – glücklich und voller Eindrücke geht es nun den Schloßberg hinunter!