06:31 | Anna Koch

Es fühlt sich an, als ob Sonnenaufgänge gerade nicht existieren sollten. Und sie tun es doch, oder eigentlich auch nicht. Es fühlt sich an, als ob die Sonne uns morgens begrüßt, als ob sie zu uns kommt und eigentlich wenden wir uns warmen Glück zu, das stets da ist, oder auch nicht. Es fühlt sich an, als wären wir auf ruhigen Grund, als wäre das hier um uns herum das Einzige was existiert. – oder auch nicht, oder eigentlich ja schon. Gerade fühlt es sich an, als ob Sonnenaufgänge eigentlich nicht existieren sollten, gerade fühlt es sich an, als ob sie in all die Tragödien, die neuen Alltagsanstrengungen, die verlorenen Glücksaugenblicke nicht hineinpassen würden. Es fühlt sich an als würden Sonnenaufgänge die Dunkelheit der Nacht verspotten, als würden sie sanft zur Seite drücken. Gerade fühlt es sich an, als würde der Morgen nicht existieren können. Gerade fühlt es sich an als ob wir nicht fürs Licht gemacht werden. So wie es sich gerade anfühlt, wäre es verständlich, wenn hoffnungsfrohe Menschen nicht existieren könnten und sie tun es doch.