06:14 | Kerstin Maria Gruber

Stadt. Meine Stadt. Unsere Stadt.
Träge, ruhig, brav liegst du da. Ich liebe dich, meine Stadt. Manchmal spüre ich dich stark in mir pulsieren, ich bin dann du, und manchmal bin ich nur von außen – eine unabhängige Beobachterin. Egal bist du mir nie, Stadt.
Jetzt spüre ich dich, wenn auch nicht stark.
Mein Blick streichelt die roten Ziegeldächer, die dahinter liegenden Hügelketten und springt von Kirchturmspitze zu Kirchturm. Ich streichle mit meinem Blick alles, was ich sehe. Kraft durchfließt mich, durch meine Fußsohlen, meinen aktivierten Rumpf, ich breite die Arme aus, lege die Handflächen auf die duftende Holzwände & drücke sie fest, als wenn die Kraft hinaus möchte. Sie möchte.

(…)

Bis tief in meine Lungenspitzen inhaliere ich die Holzluft, Uhrturmluft, Stadtluft und lasse los.