06:44 | Karoline Zintl

Welch ein Luxus!
Eine Stunde Grazer-Dächer-Wimmelbild beobachten und bestaunen. Es ist doch schon recht laut, Autolichter auf den Straßen – ist doch heute der erste Morgen des 2. Lockdown. Die Dächer unter mir haben eine oft eigenwillige, manchmal gar geschwungene Form, dazwischen langgezogene und wohl winzige Innenhöfe. Ich bin nicht alleine, 3 Fliegen – sind das Florfliegen…? Von der Form wohl, aber im hellem kaum. Blick auf ein paar Plätze, ein Radfahrer über den Hauptplatz. Unter mir öffnet eine Frau ein Fenster – in einem Büro trägt eine Person einen vollen, blauen Müllsack durch den Raum. Eine Krähe fliegt vorbei, mit ihrem Frühstück im Schnabel. Plötzlich zwei Lieferwägen auf dem Hauptplatz – ich hab sie gar nicht kommen sehen. Was sagt das wohl über meine Kompetenz als Wächterin? Ich kann meine Blick nicht abwenden – versuche 2-3 mal eine andere Perspektive – Nein! Ein einzelner Mann kommt die Stufen zum Garten hoch. Die Krähe – schon wieder – jausnet sie wohl den Frühstückstisch leer? Langsam wird es heller, die in leuchtgelb gekleideten „Saubermänner“, gehen etwas unter im Licht, sind aber überall geschäftig. Im Baum unter mir ein Eichkätzchen – auch geschäftig. Die Morgensonne bescheint den Bergrücken und in mir ist Ruhe, habe mich ans Stehen gewöhnt. Durch Temperaturveränderungen knarrt der Boden bei jeder Verlagerung meines Körpers. Ich spiele damit, suche auch die Stille. Eine Eule fliegt vorbei! Unten im Innenhof steht seit geraumer Zeit eine Person – wartet sie? Sie kann nicht viel sehen um sich, außer Wände, würde sie nach oben blicken, dann den Himmel, oder mich? Ich wünschte nur, mein Begleiter wäre irgendwo eingeschlafen. Ich will nich soviel schauen. Der im Innenhof steht immer noch. Es ist hell. Ich höre jemanden kommen – leider nicht eingeschlafen. Der im Innenhof ist weg. Wieder habe ich das nicht bemerkt.