15:40 | Ruth Scheuer

Heute ist Allerseelen und ich schau hinunter auf meine Stadt. Ob die Stadt eine Seele hat? Und wenn ja, wie könnte ich sie beschreiben? Eigentlich gar nicht, ich kann nur wahrnehmen; eine warme Vertrautheit zum Beispiel, (wobei das auch an den außergewöhnlich warmen Temperaturen liegen mag), ich vernehme ein permanentes Rauschen, durchbrochen von den Sirenen unzähliger Rettungswägen (weniger schön), Krähen fliegen quer durchs Bild, dessen Farben in den atemberaubendsten Tönen changieren. Ich mag die Schloßbergkrähen, sind sie doch ein Teil der mystischen Atmosphäre, die sich – je später der Abend – auf dem Schloßberg ausbreitet. Ich verliere das Zeitgefühl, mitten drin, verliere mich in den Wolkengebilden, die wie im Zeitraffer ihre Formen verändern. Während der Himmel sich in immer intensiverer orange-rot Töne färbt, werden die Farben der Stadt immer tiefer und dunkler bis auf die kleinen Lichtlein, die hier und da aufblitzen. Am Ende formiert sich eine seltsame Gestalt am Himmel .. eine Art Seelentier zwischen Bär und Eichkatzerl. Vielen Dank für die besondere Erfahrung und für die liebevolle Begleitung. Und Danke an mein geliebtes Graz.