07:20 | David Dokter

Ich nehme meinen Platz als Wächter ein und sehe zuerst mich selbst in einem Lichterrahmen. Ich muss weit nach vorne treten, um durch mich durch auf die Stadt zu sehen, die ich als ein Ganzes wahrnehme. Erst nach und nach erschließt sich mir das Kleine im Großen. Ich sehe mehr Kamine als je zuvor und denke über die Art der Abdeckung nach. Ich erkenne ein Dach, das wie ein Schmetterling auf dem Haus ruht. Ich sehe eine Werbetafel leuchten und blinken. So viele Fenster und dahinter so wenig Licht. Zwei Schaufensterpuppen halten weiter unten Wache? Aus dem Stahlwerk dampft es in die Höhe, während dahinter Schlösser, Kirchen und Türme aus dem Wald blitzen. Schneebedeckte Berge in der Ferne und viel näher Wasser auf einem Flachdach, in dem sich der morgendliche Himmel spiegelt. Eine Krähe fliegt vom Ziegel- zum Blechdach und überwindet unbeeindruckt 1000 Jahre Baugeschichte. Die vielfach starr stehenden Baukräne kümmert es nicht. Hat mich die Person am Hauptplatz entdeckt? Ich fühle mich zugleich als heimlicher Zuseher und exponierter Zurschausteller. Langsam löst sich die Stadt wieder in ihre Einzelheiten auf und ich verliere mich in Details. Die Wache geht zu Ende und ich trete ab mit dem neuen Gedanken, wie es wäre, würde an dieser großen Wolkenbank im Süden doch gleich das Meer liegen. Genug, ich gehe wieder hinunter und werde wieder Teil des Ganzen.